Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass chronischer Schmerz nicht allein eine Folge körperlicher Schädigung ist, sondern durch das Zusammenwirken von neurophysiologischen, psychischen und sozialen Faktoren entsteht. Schmerz kann zu einer eigenständigen Erkrankung werden, bei der sich Nervensystem und Schmerzverarbeitung dauerhaft verändern. Dadurch entwickeln sich Phänomene wie Überempfindlichkeit (Hyperalgesie) oder Schmerzempfinden ohne äußeren Reiz (Allodynie), was den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigt.
Für eine wirksame Therapie ist eine präzise Befunderhebung entscheidend. Instrumente wie die VAS-Schmerzskala, der DASH-Fragebogen oder das Canadian Model of Occupational Performance (COPM) erfassen die Schmerzintensität, Funktionsfähigkeit und Alltagsbelastung. Diese dienen als Grundlage für eine ganzheitliche Therapieplanung, die Körper, Psyche und soziale Lebensumstände gleichermaßen berücksichtigt.
Zander beschreibt den therapeutischen Ansatz als mehrstufigen Prozess. Auf körperlicher Ebene kommen manuelle Techniken, Wärme- oder Kälteanwendungen sowie gezielte Bewegungstherapien zum Einsatz, um Gewebe zu entspannen und die Durchblutung zu fördern. Ergänzend wird über vegetative und reflektorische Methoden – wie Bindegewebsmassage oder Heiße Rolle – das Nervensystem reguliert. Auf zentraler Ebene unterstützen neurophysiologische Trainingsmethoden wie Spiegeltherapie oder Graded Motor Imagery (GMI) die Umstrukturierung von Schmerzverarbeitungsprozessen im Gehirn.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die aktive Mitarbeit des Patienten. Durch Aufklärung, Bewegungsprogramme, operantes Lernen und Biofeedback wird das Selbstmanagement gestärkt und ein bewusster Umgang mit Schmerz und Bewegung gefördert.
Zander kommt zu dem Schluss, dass die Behandlung chronischer Schmerzen nur im Zusammenspiel verschiedener Disziplinen gelingen kann. Eine moderne Handtherapie erfordert fachübergreifendes Wissen, Geduld und empathische Kommunikation, um Schmerzen zu lindern, Beweglichkeit zurückzugewinnen und die Lebensqualität der Betroffenen langfristig zu verbessern.
