Reichert betont die kontroverse Betrachtung des SIG in der Manuellen Therapie, da es anatomisch und funktionell einzigartig ist: ventral ein straffes Gelenk, dorsal eine ligamentäre Verbindung mit stark gewölbten, rauen Gelenkflächen.
Die Bewegungen von Sacrum und Ilium erfolgen stets dreidimensional, betragen jedoch nur etwa 2°, was die diagnostische Beurteilung erschwert.
Häufige Pathologien sind Instabilität, Blockierung und Arthritis.
Instabilitäten entstehen durch Hypermobilität und Überlastung der Ligg. sacroiliaca interossea, Blockierungen durch ein „Verhaken“ der Gelenkflächen in unphysiologischer Position.
Rheumatische oder entzündliche Formen (z. B. bei Morbus Bechterew) sind seltener.
Die Befundung stützt sich auf drei Säulen – Anamnese, Provokation und Mobilitätstest.
Typisch ist ein Schmerz im inneren oberen Gesäßquadranten, nie zentral oder oberhalb der SIPS. Zu den zuverlässigsten Provokationstests zählen der Kreuzgriff und der Test nach Östgaard.
Mobilität wird mit dem Vorlauftest geprüft, wobei die Palpation aufgrund der geringen Bewegungsamplitude (max. 5 mm) schwierig bleibt.
Therapeutisch werden Instabilitäten durch Gurtunterstützung (SI-LOC™) und muskuläres Training behandelt, insbesondere durch Aktivierung der Fascia thoracolumbalis sowie der schrägen Bauchmuskeln. Blockierungen werden durch gezielte Mobilisation in Gegennutation gelöst.
Reichert betont, dass Instabilitäten häufiger sind und ein langfristiges Management über mindestens sechs Monate erfordern.
