Eine operative Therapie ist angezeigt bei erfolgloser konservativer Behandlung, starkem Schmerz, Funktionsverlust, größerer Läsion oder hohem Funktionsanspruch.
Besonders frische traumatische Risse bei jüngeren Patientinnen und Patienten sollten frühzeitig operiert werden, um eine Retraktion der Muskulatur zu vermeiden. Je nach Ausmaß erfolgt die Operation arthroskopisch oder offen.
Die arthroskopische Methode wird bei kleineren Defekten bevorzugt, da sie gewebeschonender, weniger schmerzhaft und mit kürzerem Krankenhausaufenthalt verbunden ist. Größere oder ungünstig gelegene Risse erfordern dagegen eine offene Operation, die eine aufwendigere und längere Nachbehandlung notwendig macht.
Die Rehabilitationsphase erstreckt sich in der Regel über vier bis sechs Monate und richtet sich exakt nach den Vorgaben des Operateurs.
Als Beispiel dient der Nachbehandlungsplan der Henriettenstiftung Hannover, der ein stufenweises Vorgehen vorsieht. In der ersten Phase (bis zur 3. Woche) erfolgt Ruhigstellung im Slingshot-Verband, ergänzt durch Kältetherapie, Schmerzreduktion und passive Bewegungsübungen bis 90° Flexion und Abduktion. Ab der vierten Woche beginnen assistierte Bewegungen ohne Überschreitung der Bewegungsgrenzen. Zwischen der siebten und neunten Woche werden aktive Bewegungsübungen eingeführt, der Verband wird nur noch nachts getragen.
Parallel zur Mobilisation erfolgt eine Trainingstherapie mit isometrischen Übungen zur muskulären Zentrierung des Humeruskopfes, insbesondere für den M. deltoideus. Später folgen propriozeptives Training, Dehnungen, Eigenmobilisation und PNF-Übungen zur Wiederherstellung koordinierter Bewegungsmuster.
Becker betont, dass der dargestellte Plan exemplarischen Charakter hat und stets an die individuellen Heilungsbedingungen und Vorgaben des Operateurs angepasst werden muss.
Grundsätzlich gilt, dass die Nachbehandlung einer RM-Ruptur langwierig, aber prognostisch günstig ist, wenn die Bewegung schrittweise gesteigert und Überlastungen vermieden werden.
Die konsequente Einhaltung des Rehabilitationsschemas ist entscheidend für die dauerhafte Wiederherstellung der Schulterfunktion.
