Bringezu betont, dass Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten aktiv an der Ödembehandlung beteiligt sein sollten, da Schwellungen den Heilungsverlauf, die Beweglichkeit und die Funktion der betroffenen Extremität wesentlich beeinträchtigen.
Er kritisiert traditionelle Maßnahmen wie Kryotherapie, Wrapping, Medical Flossing oder reines Lymphtaping als ungeeignet, da sie die Lymphtransportkapazität mindern oder Gefäßspasmen verursachen können.
Auch reine Hochlagerung und Muskelpumpe gelten nur als ergänzende, nicht als ausreichende Maßnahmen.
Im Gegensatz dazu erläutert Bringezu die pathophysiologischen Grundlagen von Ödemen, die meist durch eine Überlastung des intakten Lymphgefäßsystems entstehen, etwa nach Operationen, Traumata, Entzündungen oder Immobilisation.
Schwellungen führen zu einem ungünstigen Gewebemilieu, hemmen die Wundheilung und schränken Gelenkbewegungen ein.
Als effektivste Therapieform bezeichnet der Autor die Manuelle Lymphdrainage (MLD) in Kombination mit der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE).
Diese Methode verbessert die Lymphangiomotorik, optimiert die Rückführung von Ultrafiltrat in die Blutkapillaren und unterstützt die mechanische Verdrängung von Ödemflüssigkeit in leistungsfähige Regionen des Körpers.
Der Nutzen dieser Behandlung wurde bereits 1974 wissenschaftlich nachgewiesen.
Für die Ergotherapie fordert Bringezu eine Integration der Ödembehandlung in das therapeutische Gesamtkonzept, insbesondere bei Erkrankungen wie CRPS, postoperativen oder posttraumatischen Schwellungen, rheumatischen Prozessen und Inaktivitätsödemen.
Eine ergotherapeutische Behandlung, die diese Komponente ignoriert, sei „nicht adäquat“.
Im Ausblick plädiert Bringezu für eine qualifizierte Weiterbildung in Manueller Lymphdrainage/KPE, die mindestens 45 Unterrichtseinheiten umfassen sollte.
Nur so könne eine sichere, effektive und evidenzbasierte Behandlung gewährleistet werden.
Kurze „Wochenendkurse“ lehnt er als unzureichend ab.
Das Fazit: Die Mitbehandlung von Ödemen ist integraler Bestandteil der Ergotherapie, da sie die funktionelle Wiederherstellung, die Heilung und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten maßgeblich beeinflusst.
