Mense unterscheidet zwischen dem viskoelastischen Ruhetonus eines entspannten Muskels und dem kontraktilen Tonus, der durch Aktivität der neuromuskulären Endplatte entsteht. Muskelverspannungen sind demnach anhaltende, unwillkürliche Kontraktionen, die sich nicht willentlich lösen lassen. Sie verursachen Schmerzen vor allem durch verminderte Durchblutung (Ischämie) und die daraus resultierende Freisetzung schmerzvermittelnder Substanzen wie Bradykinin, ATP und Protonen, die Schmerzrezeptoren aktivieren.
Das klassische Konzept des „Schmerz-Spasmus-Schmerz“-Kreislaufs wird von Mense kritisch betrachtet. Studien zeigen, dass verspannte Muskeln nicht zwingend eine erhöhte elektrische Aktivität aufweisen. Vielmehr führen Schmerzen häufig zu reflektorischen Hemmungen, wodurch andere Muskeln übermäßig beansprucht werden. Auf diese Weise kann sich ein funktioneller Schmerztransfer entlang muskulärer Ketten entwickeln.
Ein weiterer Schwerpunkt des Artikels sind myofasziale Triggerpunkte, die als lokalisierte Kontrakturen einzelner Muskelfasern beschrieben werden. Sie entstehen durch eine Überaktivität an der neuromuskulären Endplatte, die zu einer übermäßigen Ausschüttung von Acetylcholin führt. Diese lokale Daueraktivität verursacht Durchblutungsstörungen, Entzündungsreaktionen und Schmerzübertragung in benachbarte Regionen.
Mense beschreibt außerdem, dass Reflexmechanismen und zentrale Regulationen Muskelspannung erheblich beeinflussen. Reize aus Gelenken können je nach Intensität entweder Muskelhemmungen oder -spasmen hervorrufen. Auch emotionale und psychische Faktoren können Muskelspannung verstärken, was langfristig zu chronischen Fehlhaltungen und Dysbalancen führt.
Lang anhaltende Muskelreize führen schließlich zu einer zentralnervösen Sensibilisierung, bei der sich im Rückenmark die Erregbarkeit der Nervenzellen erhöht. Dadurch bleibt der Schmerz bestehen, auch wenn die ursprüngliche Ursache bereits beseitigt ist.
Mense schließt, dass Muskelverspannungen und Muskelschmerzen multifaktoriell bedingt sind und periphere, reflektorische und zentrale Mechanismen zusammenspielen. Eine effektive Behandlung müsse daher sowohl die lokale Muskelproblematik als auch übergeordnete nervale und psychische Einflüsse berücksichtigen, um eine Chronifizierung zu vermeiden.
