Der Artikel „Auf die Streckung kommt es an – Ergotherapie bei Morbus Dupuytren“ befasst sich mit der Dupuytren’schen Kontraktur, einer progredienten Erkrankung des Bindegewebes der Hohlhand, die durch Knoten- und Strangbildung in der Palmaraponeurose zu einer Beugefehlstellung der Finger führt.
Ein Beitrag von Cornelia Paries und Dr. med. Harun Seyhan, erschienen in "ergopraxis", Ausgabe 01/2018, der Fachzeitschrift des "Thieme Verlags".
Betroffen sind vor allem Ring- und Kleinfinger, wobei Männer ab dem 50. Lebensjahr deutlich häufiger erkranken. Als begünstigende Faktoren gelten genetische Disposition, Diabetes mellitus, Alkohol- und Nikotinabusus sowie chronische manuelle Belastung.
Die pathophysiologischen Veränderungen basieren auf einer Vermehrung von Fibroblasten und Myofibroblasten, die vermehrt Kollagenfasern produzieren und sich kontraktil verhalten. Dadurch verkürzt sich das Bindegewebe und zieht die betroffenen Finger in eine zunehmende Flexionsstellung. Im Verlauf entstehen derbe Knoten und strangförmige Strukturen, die das Strecken der Finger verhindern.
Die operative Therapie erfolgt je nach Schweregrad in Form einer partiellen oder vollständigen Fasziektomie, gegebenenfalls in der sogenannten Open-Palm-Technik, um Spannung und Wundheilungsstörungen zu vermeiden. Direkt im Anschluss an die Operation beginnt die ergotherapeutische Nachbehandlung, die entscheidend für das funktionelle Endergebnis ist.
In der frühen postoperativen Phase stehen Wundheilung, Schmerzlinderung und Ödemreduktion im Vordergrund. Eine statisch-progressive Schiene hält die Finger in sanfter Streckung, ohne die Durchblutung zu beeinträchtigen. Bereits wenige Tage nach der Operation werden aktive Bewegungen eingeleitet, um Verklebungen und erneute Kontrakturen zu verhindern. Die Patienten werden über alltagsgerechtes Bewegungsverhalten und den Umgang mit der Schiene aufgeklärt.
In der zweiten Rehabilitationsphase liegt der Schwerpunkt auf Gelenkmobilisation, Sehnengleitübungen und Narbenbehandlung. Dabei werden manuelle Techniken, Dehnungen und aktive Muskelarbeit kombiniert, um die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten und das muskuläre Gleichgewicht zwischen Flexoren und Extensoren wiederherzustellen. Ergänzend werden Silikonauflagen, Kompression und Narbenmassagen eingesetzt, um die Hautelastizität zu verbessern und Adhäsionen zu vermeiden.
In der späten Phase folgen Kräftigungsübungen und funktionelles Training, um die Hand wieder in den Alltag zu integrieren. Nachtschienen sichern die erzielte Streckung und beugen Rezidiven vor.
Seyhan und Paries betonen, dass die Dosierung der Therapie entscheidend ist: Eine zu intensive Behandlung kann Gewebereizungen und Rückfälle provozieren, während eine zu passive Herangehensweise Bewegungseinschränkungen hinterlässt. Eine kontrollierte, kontinuierliche Mobilisation unter Beachtung der Wundheilung ist daher zentral.
Das Fazit der Autoren: Die Ergotherapie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Nachbehandlung beim Morbus Dupuytren. Sie verbindet Wundmanagement, manuelle Mobilisation, Narbenpflege und funktionelles Training zu einem ganzheitlichen Konzept, das die Streckfähigkeit erhält, Schmerzen reduziert und die Handfunktion nachhaltig verbessert.
