Studienaufbau
Insgesamt 133 Teilnehmer nahmen teil, darunter Schüler verschiedener Semester, Lehrkräfte und erfahrene Physiotherapeuten. Das Ziel war, die Mess- und Schätzgenauigkeit zu vergleichen und den Einfluss von Ausbildungsdauer, Erfahrung und Unterricht zu bewerten. Die MediMouse® diente als Referenzmethode, um den „wahren Winkel“ des Ellenbogengelenks festzulegen.
Ergebnisse
Im Durchschnitt wurde der Winkel mit dem Goniometer um 9° zu klein gemessen, während der geschätzte Winkel im Mittel 6,5° kleiner war, aber eine größere Streuung aufwies. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden wich um mehr als 5° vom Referenzwert ab. Unterschiede zwischen Lehrern, Schülern und Therapeuten waren statistisch nicht signifikant, wobei erfahrene Kursteilnehmer tendenziell größere, aber konstantere Abweichungen zeigten.
Einflussfaktoren
eder Ausbildungsdauer noch Unterricht verbesserten die Genauigkeit der Messung oder Schätzung. Ein Einfluss zeigte sich nur durch praktische Wiederholungen – mit steigender Erfahrung nahm die Streuung der Messergebnisse ab. Zwischen den Geschlechtern wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt, obwohl Männer leicht präziser maßen.
Fazit
Reichert und Kollegen folgern, dass die manuelle Winkelmessung mit dem Goniometer in der Physiotherapie zwar etabliert, aber nicht sehr exakt ist. Schätzungen ohne Gerät erreichten teilweise vergleichbare Ergebnisse. Für die Praxis bedeutet dies, dass das Goniometer zur Dokumentation größerer Bewegungsunterschiede geeignet ist, jedoch kleinere Veränderungen nicht zuverlässig erfasst.
Die Autoren empfehlen, die Messgenauigkeit durch häufige Wiederholungen zu trainieren und auch das methodische Schätzen von Gelenkwinkeln gezielt zu schulen, um die klinische Beurteilung zu verbessern.
