Wagner zeichnet die Entwicklung der manuellen Behandlungstechniken von Hippokrates und Galen über die Osteopathie (A.T. Still) und Chiropraktik (D.D. Palmer) bis zur modernen Manualtherapie nach.
Heute wird jedes Gelenk als funktionelle Einheit („Arthron“) aus Knochen, Kapsel, Bandapparat, Muskulatur, Nerven und Gefäßen betrachtet.
Entsprechend zielt die Manuelle Therapie auf eine integrative Behandlung aller beteiligten Strukturen ab, um Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Stoffwechselstörungen zu beheben.
Das Konzept basiert auf passiven Techniken, wie Traktion, Kompression, Gleitmobilisation, Dehnungen und myofasziale Techniken, kombiniert mit reflektorischen Verfahren und aktiver Bewegungsschulung.
Ziel ist die Wiederherstellung des physiologischen Gelenkspiels und die Vermeidung kompensatorischer Fehlbewegungen.
Wagner beschreibt die Gelenktests der Hand, die die Elastizität von Kapsel, Ligamenten und Knorpel beurteilen.
Grundlage ist die Konvex-Konkav-Regel nach Kaltenborn, wonach sich die Mobilisationsrichtung nach der Gelenkgeometrie richtet: Wird der konvexe Partner mobilisiert, gleitet er entgegengesetzt der Bewegungsrichtung, während der konkave Partnergleichsinnig gleitet.
Zentrale Begriffe wie Ruhestellung (MLPP), verriegelte Stellung (MCPP) und Traktionsstufen I–III werden präzise definiert. Die Therapie erfolgt meist aus der Ruhestellung heraus, um eine schmerzfreie Mobilisation bei minimaler Gelenkbelastung zu gewährleisten.
Abschließend nennt Wagner die Indikationen (Hypomobilität, Schmerzhemmung, Erhalt der Beweglichkeit, Verbesserung der Kapsel- und Knorpel-Elastizität, Stoffwechselaktivierung) und Kontraindikationen (Instabilitäten, Osteoporose, Infekte, akute Entzündungen, Gefäß- oder Nervenkompressionen).
Der Artikel bietet damit eine fundierte theoretische und praktische Grundlage der Manualtherapie an der Hand, die anatomisches Wissen, biomechanische Prinzipien und manuelle Fertigkeiten zu einem strukturierten therapeutischen System verbindet.
