Die Abschlussarbeit von Thomas Sprenkel mit dem Titel „Bindegewebszonen als Indikator für innere Erkrankungen – Eine Untersuchung zur Reliabilität und Validität des Bindegewebsbefunds“ untersucht die wissenschaftliche Grundlage der Bindegewebsmassage (BGM) als diagnostisches Verfahren in der Physiotherapie.
Ausgehend von der Annahme, dass Bindegewebszonen Rückschlüsse auf innere Erkrankungen zulassen, überprüft die Studie, ob geschulte Physiotherapeuten anhand des Haut- und Gewebebefunds zuverlässig Lebererkrankungen erkennen können.
In einem standardisierten Test mit 31 Probanden – darunter Patienten mit diagnostizierter Lebererkrankung – wurde die Validität und Reliabilität des BGM-Befunds analysiert.
Die Ergebnisse zeigen eine geringe Sensitivität (16 %), eine hohe Spezifität (83 %) und eine niedrige Interrater-Reliabilität (Kappa = 0,16).
Damit konnte keine wissenschaftlich belastbare Aussagekraft des Bindegewebsbefunds bestätigt werden.
Sprenkel kommt zu dem Schluss, dass der BGM-Befund als diagnostisches Instrument nicht verlässlich ist und fordert, das Konzept kritisch zu hinterfragen.
Die Arbeit betont die Notwendigkeit, evidenzbasierte Methoden stärker in die Ausbildung und Praxis der Physiotherapie zu integrieren, da die Bindegewebsmassage bislang vor allem auf traditionellen und empirischen Annahmen basiert.
